Campagnolo ist ein italienischer Hersteller von Fahrradkomponenten mit Sitz in Vicenza, Italien. Das Unternehmen wurde 1933 von Tullio Campagnolo gegründet. Campagnolo war ein bedeutender Innovator im Fahrraddesign, und seine Komponenten gelten noch immer als einige der besten in der Branche. Das Unternehmen war auch eine wichtige Kraft in der Entwicklung des professionellen Straßenrennsports, Autofelgen und Raketentechnik. Ergo, alles, was schön, teuer und spektakulär war, da hatte „Campa“ seine Finger im Spiel gehabt. Entsprechend wurden Campagnolo-Produkte von vielen der größten Stars des Sports verwendet, wenngleich der Einfluss und der unantastbare Nimbus von Campagnolo in den letzten Jahren ein wenig gelitten hat.
Der Gründer und der Gründergeist eines fantastischen Radsportlers
Tullio Campagnolo war ein professioneller Straßenradrennfahrer in den frühen 1900er Jahren. Er wurde 1901 in Vicenza, Italien, geboren. Campagnolo begann mit dem Rennsport, als er noch ein Teenager war, und wurde schnell zu einem der besten Radfahrer des Landes. Er nahm an den großen italienischen Rennen, wie dem Giro d'Italia, teil und errang mehrere wichtige Siege.
Eigene Lerneffekte von Tullio Campagnolo
Im Jahr 1927 nahm Campagnolo am Rennen Mailand-San Remo teil, als seine Kette riss. Er war gezwungen, zu Fuß in die nächste Stadt zu gehen, um einen Ersatz zu besorgen. Als er zum Rennen zurückkehrte, hatte er wertvolle Zeit verloren und belegte schließlich nur den zweiten Platz. (Das Ganze klingt sehr verrückt, war es auch, aber der Radsport von früher ist nicht mit den heutigen hochgezüchteten Rennställen zu vergleichen. Führ mehr Infos einfach mal nach Mont Ventoux Tom Simpson googlen – und das war 40 Jahre nach dem Zwischenfall von Tullo Campagnolo.) Diese Erfahrung brachte Campagnolo dazu, den Schnellspannmechanismus für Fahrradnaben zu entwickeln, der es Fahrern ermöglichte, die Rennfelgen schnell und einfach zu wechseln.
Diese Innovation des Schaltgestänges revolutionierte den Radrennsport und trug dazu bei, dass Campagnolo ein führender Hersteller von Fahrradkomponenten werden konnte. Campagnolo blieb während seiner gesamten Karriere innovativ:
Die erste Kettenschaltung beim Fahrrad
Im Jahr 1933 führte Campagnolo mit der Version Corsa 1001 die erste Kettenschaltung für Fahrräder ein, die es den Fahrern ermöglichte, die Gänge zu wechseln, ohne die Räder abnehmen zu müssen. Bis dahin waren auf jeder Seite einer Felge zwei unterschiedlich große Ritzel verbaut. Gangschalten bedeutete damals noch, Felge raus, einmal umdrehen und wieder einbauen.
Das System von Campagnolo wurde in seiner Weiterentwicklung als Parallelschaltung Gran Sport 1012 schnell zum Standard für Straßenrennräder und wird in seinen Grundzügen auch heute noch für jeden Schaltvorgang bei den allermeisten Fahrrädern verwendet. Ebenfalls sehr populär sind bei Vintage Rennrädern Campagnolo Ausfallenden und Kugellager. Diese Teile wurden praktisch an allen hochwertigen Rennrädern und Konstrukteuren verbaut. Entsprechend sind gebrauchte Campagnolo Teile oder sogar vollständige Gruppen von früher, heiß begehrte Sammlerware.
Von der Straße bis in den Weltall
In den 1950er und 1960er Jahren wurden die Produkte von Campagnolo zur unangefochtenen ersten Wahl für viele der weltbesten Straßenrennfahrer. Fausto Coppi, einer der größten Radrennfahrer aller Zeiten, verwendet Campagnolo-Komponenten, um 1949 den Giro d'Italia und die Tour de France zu gewinnen. Die Produkte von Campagnolo wurden auch von anderen Größen wie Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain verwendet. Neben Teilen für den Radsport entwickelte Campagnolo in den 1960er Jahren auch Teile für die Reise der NASA zum Mond (!) sowie Autofelgen für Sportwagen und die Formel 1. Sogar einen Korkenzieher entwickelt Campagnolo, echter Erfindergeist des Gründers Tullio Campagnolo.
Dauerhafte Qualität
Auch heute noch ist Campagnolo einer der führenden Hersteller von Fahrradkomponenten. Seine Produkte werden von vielen der weltbesten Profi-Rennteams und Fahrern verwendet. Das Unternehmen setzt seine Innovationen fort, und die Komponenten von Campagnolo gehören zu den besten und teuersten der Branche. Bis in die 2010er Jahre hinein lag der Fokus von Campagnolo nahezu ausschließlich auf der Ausstattung von Rennrädern. Die klassischen Modellgruppen waren Chorus, Record und Super Record. Erst in den letzten Jahren wurde die Produktpalette auf Komponenten und Teile für Gravelfahrräder erweitert. Diese Campa-Teile für Gravelbikes werden unter dem Namen Ekar entwickelt und verkauft.
Aus Einzelteilen wird eine Gruppe
Eine Gruppe bei Campagnolo setzt sich seit den 1960er Jahren aus verschiedensten Teilen zusammen. Dazu gehören können, unter anderem, das Schaltwerk, Schaltauge, Umwerfer, Schalthebel, Ritzel, Kurbelblatt, Tretkurbel, Pedale, Ketten, Naben, Speichen, Sattelstützen und Sättel, Ausfallenden und Kugellager – ein grenzenloses Angebot.
Campagnolo Record
Die Campagnolo Record-Linie war die Weiterentwicklung der erfolgreichen Gran Sport-Gruppe und wurde erstmalig im Jahr 1962 vorgestellt. Die Record-Gruppe fand schnell große Beliebtheit bei Amateuren, Profis und Technikbegeisterten Radsportlern. Die Record-Gruppe umfasste das Schaltwerk, Bremshebel und Bremsen, eine Sattelstütze, Kurbeln und Kettenblätter, Umwerfer sowie Pedale. Alle Teile wurden möglichst leicht, stabil und zuverlässig konzipiert, unter anderem wurde kaltgeschäumtes Aluminium zur Gewichtsoptimierung eingesetzt.
Die erste Generation der Record-Gruppe
Im Jahr 1984 wurde die Record Gruppe dann von der nächsten Generation, der sogenannten C-Record abgelöst. Der Fokus bei der Weiterentwicklung lag auf guten aerodynamischen Eigenschaften, die insbesondere im Spitzensport immer wichtiger wurden. Die C-Record-Gruppe gilt als eine der schönsten Gruppen der Fahrrad-Geschichte überhaupt. Wir können uns der optischen Wertung nur anschließen. Allerdings gilt es auch hinzuzufügen, dass gerade die Delta C-Record Bremsen trotz ihrer fantastisch schönen Optik nicht wirklich gut bremsen. Es scheint ein wenig, als sei die Gruppe einen Hauch zu stark auf die Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit ausgerichtet, als auf das sichere Abbremsen: „Living the fast Life.“ Erfolge bei der Tour de France hatte Campagnolo sowieso unzählige, auch mit der Delta C-Record Gruppe.
Weiterentwicklung eines Erfolgs
Im Jahr 1992 wurde von Campagnolo dann erstmalig Ergopower Schalthebel vorgestellt, die sich an den Shimano STI-Schalthebeln orientierten. Die STI-Schalthebel waren zwar etwas unzuverlässig, aber eine Revolution in der Geschichte des Fahrrads. Erstmalig mussten die Hände zum Schalten bei einem Rennrad nicht mehr vom Lenker weggenommen werden.
Die aktuelle Record-Gruppe besteht nahezu vollständig aus Carbon. Die Optik der Gruppe hat sich entsprechend von hellen Metallfarben zu dunklen Materialien gewandelt. Mit Einführung des EPS in den 2010er Jahren wurden auch elektrische Schaltungen bei Campagnolo eingeführt. Ein verschalten war mit dieser Innovation praktisch nicht mehr möglich, außer der Akku ist leer (lol).
Campagnolo Super Record
Die Campagnolo Super Record-Linie stellt die Spitze der Campagnolo-Komponententechnologie dar und übertrifft sogar die Record-Linie. Erstmalig vorgestellt im Jahr 1973 bietet sie ein Höchstmaß an Leistung, Leichtigkeit und technischer Präzision. Die Super Record Gruppe zeichnet sich durch ein schlankes und stilvolles Design aus, das die Gesamterscheinung des Fahrrads aufwertet und einen Hauch von italienischer Eleganz verleiht.
Die Super Record Gruppe war eine Weiterentwicklung der bereits enorm erfolgreichen Record-Gruppe. Ein großer Fokus lag auf der Weiterentwicklung des Schaltwerks. Aus der Erfahrung aus der Formel 1 und der Zusammenarbeit mit der NASA verfügte Campagnolo eine enorme technische Expertise. Das Schaltwerk wurde aus Duraluminium und Titan hergestellt. Dies führte zu einem Gesamtgewicht von gerade einmal 200 Gramm. Die erste Generation der Super Record-Gruppe wurde bis 1987 produziert. Erst im Jahr 2009 wurde die Super Record-Gruppe wieder ins Leben gerufen. Inspiriert von den japanischen Kollegen von Shimano gab es erstmals 11 Ritzel auf einer Kassette.
Wie schwer ist eine Campagnolo Gruppe und welche Materialien werden verbaut?
Die Verwendung von Karbonfasern und anderen Hightech-Materialien sorgen auch heute noch für minimales Gewicht bei gleichzeitig außergewöhnlicher Festigkeit und Steifigkeit. Die Übersetzungsverhältnisse sind optimiert, die Kettenschaltung ist extrem leichtgängig und zuverlässig. Ergonomisch optimierte Schalthebel sorgen für eine mühelose Bedienung. Die Felgen und die dazugehörigen Super Record Bremsen sind grundsätzlich auf Scheibenbremsen ausgerichtet, auch wenn es noch ein Angebot für Felgenbremsen gibt. Der Erfolgszug der Scheibenbremsen scheint nicht aufzuhalten sein, spätestens seitdem bei der Tour de France 2022 jeder Fahrer mit Scheibenbremsen fuhr.
Campagnolo Ekar - Endlich eine Campa-Gruppe für Gravelbikes
Im September 2020 hat Campagnolo erstmalig eine Teile-Gruppe speziell für Gravelbikes, eingeführt. Sie wurde entwickelt, um den Anforderungen des Off-Road- und Gravel-Radsports gerecht zu werden und bietet eine äußerst robuste Schaltleistung, Haltbarkeit und Vielseitigkeit. Die Campagnolo Ekar Schaltgruppe ist so konstruiert, dass sie auch bei stärksten Ruckelbewegungen auf unterschiedlichem Terrain, wie z. B. rauen Schotterstraßen und unbefestigten Wegen, hervorragende Leistung und Zuverlässigkeit bietet. Sie verfügt über ein einzigartiges Kettenrückhaltesystem namens "Secure Link", das ein Abspringen der Kette verhindert und die allgemeine Zuverlässigkeit beim Fahren in unwegsamem Gelände erhöht. Dieses System sorgt für zusätzliche Sicherheit und ermöglicht es dem Fahrer, sich auf die Strecke zu konzentrieren.
Die Gruppe im Einzelnen
Die Ekar-Gruppe verfügt über eine 1x13-Antriebskonfiguration, d.h. ein einzelnes Kettenblatt vorne und eine 13-fach-Kassette hinten. Der große Übersetzungsbereich bietet eine breite Palette an Gängen, um steile Anstiege zu bewältigen und die Geschwindigkeit auf flachen Strecken zu halten. Wie bei Campa üblich werden ausschließlich leichte Materialien verbaut, um das Gewicht zu minimieren, ohne die Haltbarkeit zu beeinträchtigen. Es werden Carbonfaser-, Aluminium- und Titankomponenten verwendet.
Kurzum, die Campagnolo Ekar-Gruppe ist der Einstieg von Campagnolo in den Gravel-Radmarkt und bietet eine spezielle Gruppe, die die bekannte Qualität der Marke mit gravelspezifischen Eigenschaften kombiniert.
Quanta costa? 1.349,00 Euro (neu).